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Zwielicht/Zinnober/Sigill

 

"Notwendfeuer" --- "Lapis" --- "Herbstgewölk" --- "Secret Lords"

"Weltenwende" --- "Flammende Welt" --- "Heimat & Jugend" --- "In the Fields"

 

"Notwendfeuer" Zwielicht, Ausgabe 1, Winter 06

"Es ist die letzte Besprechung, die für Zwielicht # 1 geschrieben wird, und daher habe ich mich mit ihr am schwersten getan.
Denn ich neige dazu, immer ein Haar in der Suppe zu finden. Doch angesichts der vielen Jubelrezensionen im Magazin wäre es
hier ungerecht, eben dieses zu suchen.
Pünktlich zur Zeit der Wintersonnenwende legen Darkwood ein in sich schlüssiges und rein akustisch-folkloristisches Konzeptalbum zum
Thema "Jugend & Feuer" vor. Die 10 deutschen Texte, von denen drei Fremdadaptionen (O. Ernst, A. Bartels und G. Trakl) sind, beschäftigen
sich mit dem geradezu bewährten Bild deutscher Lagerfeuerromantik und beackern konsequent und abwechslungsreich das Feld klassisch-deutschen
Neofolks. Im selbigen gelangen Darkwood endgültig an die Spitze und zwar vollkommen souverän: kein prominenter Gast mußte für "Notwendfeuer"
einen Text abspulen und auf allgemeinbekannte Dichternamen wird ebenso verzichtet, wie auf Coverversionen und Plünderungen bei fremden
Komponisten. Niemand schmückt sich hier mit fremden Federn. Natürlich bedient die Band aufgrund von Coverwahl (ja, wenn die Buben
heute noch so fesch aussehen würden), Instrumentierung und Materie perfekt die Codes der Szene, aber wer wollte ihnen
das übel nehmen?
Den schon sehr guten Stil der "Weltenwende" hat die Band übertroffen, die Instrumentierung ist hörbar breiter geworden. Trompete und Akkordeon
fallen selbstredend als erste auf, trotzdem ist alles vornehm zurückhaltend. Darkwood sind Minimalisten der alten Schule. Sie erreichen durch ein Weniger
ein vollkommenes Mehr, der Hörer merkt kaum, wie er in die Falle tappt. Nach und nach kommen weitere Tonspuren hinzu, füllen den Raum und verbreiten
einen Wohlklang, der mir den Glauben an den Neofolk wiedergegeben hat. Wer so dezente und stilvolle Musik erschafft, wer nicht am Klang
richtiger Geigen, Blasinstrumente und Trommeln spart und auf Poltern und Posen verzichtet,
dem gebührt unser Dank.
Insgesamt verspüre ich eine starke geistige Bruderschaft zwischen Darkwood und Zwielicht. Die Band steht in der Musik für das, wofür das Heft auch stehen
soll: den aristokratischen Verzicht auf jeglichen Firlefanz, die konsequente Reduzierung auf das Wesentliche und die professionelle Umsetzung einer
inspirierenden Idee, mit der man sich auch außerhalb enger Szenegrenzen nicht zu verstecken braucht, auch wenn sie alles andere als Mainstream-kompatibel
ist. Einen einzelnen Titel hier herauszustellen hieße, dem Album nicht gerecht zu werden. Und der bewährte Vergleich mit Forseti stimmt auch nur beim
ersten Hördurchlauf, Darkwood sind musikalisch klarer, schmissiger und schnörkelloser, thematisch aber robuster,
vielseitiger und kopflastiger." (Stephan Pockrandt)

 

"Lapis" Zinnober, unpublished

"Überraschend, in welch schneller Folge Henryk Vogel in den letzten Jahren interessante Tonträger herausgebracht hat -
ob nun die eigenen Darkwood-Veröffentlichungen oder die "Secret Lords"-Compilation, alle haben mit guter Musik,
innovativen Ideen und liebevoller Gestaltung bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Der neueste Streich "Lapis"
tut dem keinen Abbruch, setzt die Messlatte sogar noch höher. Zwar firmiert dieses Werk als Gemeinschaftsarbeit
zwischen Darkwood und dem israelischen Dark-Ambient-Klangmagier Vadim Gusis alias Chaos as Shelter, allerdings
hätte mit ebensoviel Recht der Name Agnivolok aufs Cover gehört, steuert Sängerin Vera doch nicht nur ihre Stimme,
sondern auch ihre faszinierenden Gemälde bei. Die Nomenklatur ist aber auch das einzige, was ich an dieser CD
auszusetzen habe, denn die ist, jovial gesprochen, einfach eine runde Sache. Hintergrund dieses Albums bildet
das Große Werk der Alchemie, dessen Stufen, von der Initiation bis hin zum Stein der Weisen, in den einzelnen
Liedern und parallel dazu in Gemälden und Gedichten im Booklet nachverfolgt werden. Einleitend kann man sich dank
eines Essays von Chris Walton (Endura) mit den alchemistischen Grundbegriffen vertraut machen, ehe man sich auf
die Musik einlässt. Die organischen Chaos as Shelter-Klangflächen gehen mit dem Darkwood-Folk eine nahtlose Verbindung
ein, gekrönt von den Stimmen Veras, Henryks und Helena Dorshts (ebenfalls eine Agnivolok-Musikerin). Erstaunlich ist,
wie songorientiert "Lapis" ausgefallen ist - bis auf den experimentellen Einstieg und eine lange und basslastige
psychedelische Klangcollage zum Abschluss bieten die meisten Stücke lebendigen Folk, der dank des russischen Gesangs
immer ein warmes osteuropäisches Flair verbreitet. Dabei fällt auf, dass hier schon in einzelnen Liedern (Anspieltipps:
"Leukosis" und "Iosis") mehr Musik steckt als in ganzen aktuellen Alben älterer Genre-Heroen. Deshalb kann ich dieses
kleine magische Meisterwerk auch den Musikfreunden empfehlen, die wie ich in letzter Zeit wenig bis nichts mit dem
meisten anfangen können, was sich (gerade hierzulande) unter den Signets "Neofolk" und
"Ambient/Industrial" so tummelt." (Andreas Diesel)

 

"Herbstgewölk" Zinnober, Ausgabe 7, Frühling 04

"Jeder Leser, der älter als Mitte zwanzig ist, mag sich noch an den amerikanischen Spielfilm "The Day After"
erinnern, der in den frühen achtziger Jahren die atomare Apokalypse auf die Leinwände und Bildschirme der
westlichen Welt gezeichnet hat. Verbunden mit den fast täglichen Meldungen über Kalten Krieg und Wettrüsten
saß dem Autor dieser Zeilen damals über lange Zeit die Angst im Nacken, in Washington oder Moskau könnte
schon morgen ein gewisses Knöpfchen gedrückt werden. Ich habe lange nicht mehr daran gedacht, aber das
neue Darkwood-Album bringt diese Erinnerungen zurück, dreht es sich doch um die Themen Kernspaltung gegen
Ende des Zweiten Weltkriegs, Hiroshima und atomare Bedrohung im Kalten Krieg. Allein schon diese Themenwahl
verdient Beachtung, und die Umsetzung ist mehr als gelungen: Bedrohlich brodelt es im Hintergrund (schweres Wasser?),
Stimmen aus alten Dokumentarfilmen belehren uns über die Gefahren der Atombombe, neoklassische, teils martialische
Scores zeichnen ein Bild der Beklemmung und Verzweiflung. Wie schon bei "Flammende Welt" spricht Henryk Vogel hier
mehr, als dass er singt, und seine Stimme klingt nachdenklich und anklagend, aber nie pathetisch. Die Akustikgitarre
tritt stark in den Hintergrund, fehlt bei vielen Stücken ganz; die Hörer, die Darkwood vor allem wegen der eingängigen
Folksongs lieben, werden bei "Herbstgewölk" vielleicht Anlaufschwierigkeiten haben - aber nicht gleich aufgeben, denn
es lohnt sich. Mit diesem beängstigenden Album entführen Darkwood uns nicht wie noch auf "Weltenwende" in den
sagenumwobenen Heimatwald, sondern in ein Science-Fiction-Szenario, das beinahe Realität geworden wäre.
Anspieltipps: "Descent" und die Georg-Trakl-Vertonung "Opfergang"." (Andreas Diesel)

 

"Secret Lords" Zinnober, Ausgabe 7, Frühling 04

"Man musste in den letzten Jahren ja so einiges an themengebundenen Compilations, zum Teil recht
dubiose Widmungstonträger, über sich ergehen lassen; die Zeiten großer Sampler wie "Im Blutfeuer"
oder "Mysteria Mithrae" schienen vorbei. Doch jetzt gibt es die von Henryk Vogel (Darkwood) initiierte
CD "Secret Lords", und die Freude ist groß - nicht zuletzt über ein mal wirklich originelles Thema: Architektur
und die Einwirkung von Bauwerken auf die menschliche Psyche. Das Digipack ist eine wahre Augenweide und
unterstreicht die Thematik mit stimmungsvollen Photos und Zitaten von Gustav Meyrink, Ernst Jünger, Le Corbusier
u.a. Die CD beginnt mit zwei Beiträgen von In Gowan Ring: ein arg minimalistisches Intro und das fragile "Orb Weavers",
das zwar schon von B'eirths letztem Album "Hazel Steps..." bekannt ist, aber mir bei jedem Hören erneut eine Gänsehaut
bereitet. Darkwood werden bei einem Stück gekonnt von Ian Read (Fire + Ice) unterstützt - Mr. Read versteht sich
in letzter Zeit ja ohnehin auf fruchtbare Zusammenarbeit mit jungen deutschen Folkbands. Henryk Vogel selbst singt
dann "Room of the Innermost Wishes", eine von Tarkovskys Kultfilm "Stalker" beeinflusste Ballade mit experimentellem
Hintergrund. Danach steuern A Challenge of Honour/Sturmpercht zwei Stücke nach dem Rezept "orchestrale Sampleschleifen plus
Spoken Words" bei - was bei "Der Kalte Baum" noch angenehm atmosphärisch daherkommt, wirkt bei "Des Kreuzheers schwerer Stahl"
in meinen Ohren zu aufgesetzt "finster". Danach zwei gelungene Beiträge aus dem Neuen Jerusalem: meine neuen Lieblinge Agnivolok
mit einem mitreißenden russischen Folksong und Chaos as Shelter mit ihrer lebendigen, spannenderen Art von Ambient, die weniger auf
dem Synthie als vielmehr auf allen möglichen und unmöglichen Instrumenten entsteht. Den Ausklang bestimmen zwei Projekte aus dem
Hause Mjölnir Tonkunst: VE Europa und Voxus Imp. Ich muss gestehen, dass dies von beiden Projekten die ersten Stücke sind, die
mir zu Gehör kommen, und angesichts ihrer Qualität und eigenartigen Stimmung kann ich den Kultstatus beider Gruppen sehr gut
verstehen - besonders die eigenartige Umsetzung der Weihnachtskantate "Tausend Sterne sind ein Dom" weiß zu begeistern.
So bleibt unterm Strich eine mit Sorgfalt ausgewählte und liebevoll gestaltete Compilation, die den Vergleich mit alten
Kultsamplern etwa aus dem Hause Cthulhu, nicht zu scheuen braucht. Sehr schön!" (Andreas Diesel)

 

"Weltenwende", Zinnober, Ausgabe 6, Herbst 03

"Henryk Vogel scheint besonders empfindliche Antennen zu haben, was Veröffentlichungstermine
für Darkwood angeht. Das Vorgängeralbum erschien im September 2001 und trug den zum damaligen
Weltgeschehen passenden Titel "Flammende Welt". Damit kam eine Trilogie zum Abschluß, die sich
dem Thema Krieg in all seinen Facetten annäherte, und nun, im Jahre 2003, da der Fernsehzuschauer
sich wieder an einem Golfkrieg in Videospieloptik erfreuen durfte, widmet Darkwood sich persönlichen
Idealen, Resignation, Hoffnung und Liebe - man könnte fast von der oft zitierten und viel gescholtenen
"inneren Emigration" sprechen. Diese Innerlichkeit macht sich nicht nur textlich, sondern auch in der
musikalischen Umsetzung bemerkbar: Acht nachdenkliche Lieder erwarten den Hörer auf "Weltenwende",
mal treibend ("Der Falken Flug", "Epitaph"), mal balladesk ("Stiller Bund" und das bezaubernde "Tochter
des Waldes"), mit Flöte, Geige und Cello reicher instrumentiert als zuvor. Musikalisch etwas aus der Reihe
fällt der hintersinnige Military Pop von "Der Schaffende", dessen nietzscheanischer Text zu Recht im schönen
Klappcover abgedruckt ist. Mit dieser ausgezeichneten Veröffentlichung beweisen Darkwood endgültig,
daß sie zur Créme nicht nur des deutschen Folk Noir gehören." (Andreas Diesel)

 

"Flammende Welt", Zinnober, Ausgabe 3, Herbst 01

"Schmetternd und bombastisch - so stellt man sich Wagner vor. Es ist aber die neue
Darkwood, die im CD-Player rotiert. Und es ist wohl, wenn auch grandios aufbereitet, nur
ein Orchester aus der Konserve, elektronisches Tongut. Nach dieser eindrucksvollen Ouvertüre
wird es merklich stiller, doch kaum langweiliger oder mäßiger. Mit "Flammende Welt", die mich
merkwürdiger Weise am 11.09.2001 erreichte, sind Darkwood zu ihrem Ursprung zurückgekehrt.
Das heißt, Stimme, Gitarre, Cello und verhaltene elektronische Arrangements spielen jetzt wieder
die "erste Geige". Obwohl - die Stimme sollte man vielleicht zuletzt aufzählen, wirkt sie doch oft
wie in den Hintergrund gestellt. Ob es damit zusammenhängt, daß H.V. sich nicht getraut, laut zu
singen oder es einfach das typische Merkmal der Darkwoodschen Musik ist, sei dahingestellt.
Die Musik ist daher angenehm unaufdringlich, die Option des intensiv Hörens ist genauso
vorhanden, wie das "nebenher Plätschern" am Mittagstisch. War die Verwandtschaft des Erstlings
zu Sol Invictus noch sehr deutlich zu spüren, treten Darkwood hier sehr deutlich aus dem
Schatten des großartigen Komponisten heraus, um ihren eigenen Stil zu finden. Und der liegt irgendwo
dazwischen, es ist aber Neofolk, angereichert mit vielen untypischen Ideen, die das Gesamtwerk wohltuend
erfrischend wirken lassen. Anzumerken ist, daß die Hälfte der Texte in deutsch vorgetragen wird, was in
Zinnober natürlich diverse Extrapunkte gibt." (Stephan Pockrandt)

 

"Heimat & Jugend", Zinnober, Ausgabe 1, Winter 00/01

"Darkwood galten bisher gemeinhin als klassische Neofolkband im Stile der Urgroßväter
des World Serpent Dunstkreises. Mit "Heimat & Jugend" sind sie sowohl dem Neofolk
als auch dem englischen Label entronnen, das derweil mit Belborn eine ernstzunehmende
80er Jahre Schlagerband ins Rennen geschickt hat.
Mit 40 Minuten hat man die Spielzeit auf ein normales Maß zurückgefahren, dafür geht
das polternde und marschierende Stück "Prelude" gleich in die Vollen. Wenn auch die
Finsternis nicht nachläßt, so ändert sich doch der Klang. Irgendwo da draußen ist der Feind,
die Fratze seines Antlitz kann man erahnen, doch zu hören ist nur der dumpfe Kanonenschlag
der Artillerie. Die Soldaten trauern, die Soldaten kämpfen, die Soldaten marschieren. Das
jedenfalls ist mein Gefühl bei dieser Art von Musik. Wie will man sie beschreiben? Es gibt
da ein, zwei Stücke ("Preußen" z.B.), die könnten auch von LjdlP sein, dann schwenkt
wieder der Stil völlig um, jedoch verliert er nie die klare Linie. Sie ist jedenfalls zu einhundert
Prozent elektronisch, richtig finster und etwas traurig. Ich mag sie." (Thomas Fritzsche)

 

"In the Fields", Sigill, Ausgabe 19, Herbst 1999

"Ich sage es gleich vorweg: Darkwood spielen guten
Neofolk, sind aus Leipzig und haben ihre CD leider nicht bei
Eis & Licht veröffentlicht. Ganze 18 Tracks enthält die schlicht,
aber schön aufgemachte CD, die bewährten Stoff und einiges
an neuen Ideen bietet. Leider hat man es nur dreimal gewagt,
die deutsche Sprache zu benutzen, die restlichen Texte sind im
angelsächsischen Dialekt gehalten. Sowohl an der Musik,
aber noch mehr an den englischen Texten erkennt man jedoch,
wo die Wiege des Kopfes von Darkwood gestanden hat, nämlich vor
einem Lautsprecher, aus dem eine Menge Sol Invictus heraussprudelte.
Nun, so problematisch, wie es anmuten mag, ist es nicht, doch sollte
man sich aus dem Schatten ans Licht begeben und dem Vorbild
mutig entgegentreten, das Potential haben Darkwood allemal.
Das merkt man vor allem dort, wo wesentlich mehr Experiment
und Elektronik gewagt wird. Also, das Werk ist wirklich
wunderschön, und wen die Nähe zu den "Vätern" nicht stört,
wird damit seine Freude haben." (Stephan Pockrandt)